An der WM in Neuenburg verpassen die Schweizerinnen den WM-Titel nur knapp. Nachdem der Ausgleichstreffer wie im Halbfinal erst kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit fiel, war das Glück in der Verlängerung nicht mehr auf der Seite der Schweiz. Schweden gewann am Ende 3:2.
Das Auftreten des Schweizer Nationalteams war im heutigen Final ein komplett anderes, als noch im Halbfinal gegen Tschechien. Die Spielerinnen waren von der ersten Minute an bereit und das spürte man bis in die obersten Ränge der ausverkauften Patinoires du Littoral. 4’250 Fans reisten nach Neuenburg, um das Schweizer Team im WM-Final zu unterstützen. Und schon nach einer Minute und zwölf Sekunden konnten die erstmals jubeln: Margrit Scheidegger erzielte das 1:0. Das Spiel gestaltete sich anschliessend jedoch sehr ausgeglichen. Kein Team konnte wirklich einen Vorteil erzwingen und so war es nicht erstaunlich, dass es mit einem 1:1 in die erste Pause ging.
Ausgeglichenes Spiel
Die Partie wurde nach der Pause zunehmend härter, was dem Team von Rolf Kern nicht unbedingt entgegen kam. So fiel bald nach Wiederanpfiff der Führungstreffer für die Schwedinnen. Da kein Team eine der anschliessenden Überzahlsituationen zu nutzen vermochte, blieb es vorerst beim 2:1 für Schweden. Es ist den brillanten Leistungen der Torhüterinnen zu verdanken, dass dieser Spielstand lange Bestand hatte. Als der Schweizer Trainer in der 58. Minute sein Time-Out nahm und anschliessend ohne Torhüter weiterspielen liess, wurden Erinnerungen an das Halbfinalspiel wach. Und das Unmögliche geschah tatsächlich: Corin Rüttimann erzielte acht Sekunden vor Spielende den Ausgleich und rettete die Schweiz erneut in die Verlängerung. Doch nur eine Minute später zerstörte die Johanna Hultgren alle Gold-Träume der Schweizerinnen. Mit einem platzieren Schuss bezwang sie Lara Heini – die nach dem Final ins All Star Team gewählt wurde – und sicherte den Schwedinnen so den 7. WM-Titel in Serie.
«Wir waren so nah dran»
Bei den Schweizerinnen überwiegte kurz nach der Niederlage natürlich die Enttäuschung. Heini, die heute ihr 50. Länderspiel bestritt und mit ihren mirakulösen Saves die Schweiz erst so lange im Spiel hielt, versuchte zu beschreiben, wie es nach dieser Niederlage in ihr drin aussieht: «Zu einem späteren Zeitpunkt sind wir sicher stolz auf diese Medaille. Aber im Moment ist es eine riesen Enttäuschung. Wir waren so nahe dran. Es wäre eine schöne Geschichte gewesen.» Zum Abschluss bedankt sie sich auch bei der grossartigen Kulisse: «Ich habe noch nie vor solch einer Kulisse gespielt mit so vielen Leuten in meinen Farben. Den Fans ein grosses Kompliment. Es war extrem schön hier zu spielen.» Das sieht auch ihre Teamkollegin Corin Rüttimann so: «Es war unglaublich. Das Publikum war wirklich wie der siebte Spieler auf dem Feld.» Somit geht für die Schweiz die Heim-WM mit der Silbermedaille zu Ende. Auch wenn es sich aktuell eher anfühlt, als hätte man Gold verloren, werden die Spielerinnen wohl irgendwann erkennen, dass sie mit dieser Silbermedaille Grosses geleistet haben.
Im kleinen Final gewann Finnland ebenfalls in der Verlängerung 5:4 gegen Tschechien und holte sich somit Bronze.
Schweden – Schweiz 3:2 n.V. (1:1, 1:0, 0:1, 1:0)
Patinoires du Littoral, Neuenburg (SUI); 4250 Zuschauer; SR Tom Kirjonen, Jyrki Sirkka (FIN)
Tore: 2. Scheidegger (Spichiger) 0:1. 13. Gustafsson (Wijk) 1:1. 23. Gustafsson (Tschöp) 2:1. 60. Rüttimann (Zwinggi, Schweiz ohne Torhüter) 2:2. 62. Hultgren (Wijk) 3:2.
Strafen: 1x2 Minuten gegen Schweden; 2x2 Minuten gegen die Schweiz
Schweden: Hill; Tschöp, Sundberg; Krantz, Rydfjäll; Boberg, Molin; Carlsson; Hultgren, Wijk, Gustafsson; Joelsson, Rasmussen, Wibron; Delgado Johansson, Fjellstedt, Steen; Aggestål, Granstedt
Schweiz: Heini; Marti, Reinhard; Stella, Gredig; Mischler, Liechti; Frick; Gerig, Rüttimann, Suter; Spichiger, Gämperli, Scheidegger; Zwinggi, Ulber, Wiki; Hintermann, Rossier
Bemerkungen: Moa Gustafsson (SWE) und Lara Heini (SUI) als beste Spielerinnen ausgezeichnet. Schweiz ab der 58. Minute zum Teil ohne Torhüter. Lara Heini für 50. Länderspiel geehrt.
Final: Schweden – Schweiz 3:2 n. V.
Kleiner Final: Finnland – Tschechien 5:4 n. V.